Wilderich Freiherr Droste zu Hülshoff

 

hier mit Hortense von Gelmini in deren Atelier

 

geb. 1948, war Verwaltungsjurist und Europafachmann des Landes Baden-Württemberg, Autor von juristischen Publikationen und ist Rechtsanwalt.

 

Sein ehrenamtliches Engagement gilt von jeher der christlichen Religion (u.a. als Ritter des Malteserordens) und Kultur sowie geschichtlichen Fragen.

 

Er fördert das Werk seiner Frau Hortense von Gelmini, auch durch Publikationen zur christlichen Kunst, und ist Autor u.a. folgender biografischer Werke:

 

* Hortense von Gelmini - Leben und Werk - Die Kunst Gott zu loben"

 

* Einführung in: "Hortense von Gelmini "Einblicke"

 

* Vorwort in: "Hortense von Gelmini - Dirigentin von Format"

 

 

Außerdem ist er Autor von Büchern und Aufsätzen über seine Ur-Urgroßtante Annette von Droste-Hülshoff und des Buches "900 Jahre Droste zu Hülshoff". Er war zwei mal Gast in der beliebten Fernseh-Rateshow "Ich trage einen großen Namen", 1997 und 2013.

 

 

Er ist passionierter Orgelspieler.

 

 

Wilderich Freiherr Droste zu Hülshoff

 

spielt  Widor an der Grand Orgue der Kirche St. Sulpice in Paris

 

 

zu dieser Aufnahme:

 

 

Der Orgelklang

 

Schon seit meiner Kindheit faszinierte mich der Orgelklang mit seiner feierlichen Kraft und seinem unerschöpflichen Farbenreichtum. Nicht ohne Grund wird die Orgel „Königin der Instrumente“ genannt. Selbst im Zeitalter von Elektronik und Synthezisern ist die Klangfülle tausender von Orgelpfeifen in der grandiosen Akustik von Kirchenräumen unüberbietbar an Farbigkeit und Obertönen. Pfeifenorgeln kennt man seit der Antike; ihre erste Hochblüte – auch als Kunstwerke des Orgelbauhandwerks - erreichten sie – als Synthese des norddeutschen und des französischen Orgelbaus im Barock.

 

Das Orgelspiel

 

Das Orgelspiel begleitete mich seit etwa meinem 16. Lebensjahr, nachdem ich vom Klavier auf die Orgel umstieg und bei dem Koblenzer Kirchenmusik-Dozenten Heinz Anton Höhnen fortgebildet wurde. Ich hatte Orgel-Unterricht bis in meine ersten Studiensemester hinein, seither bin ich bloßer Autodidakt und Dilettant. Wegen anderer Verpflichtungen und Interessen habe ich mich nie in den Dienst einer Pfarrgemeinde nehmen lassen, habe die Musik allein zur Ehre Gottes betrieben – auf vielen Orgeln steht ja das schöne Motto von J.S. Bach „Soli Dei Gloria“. Das Orgelspiel spiegelt die tiefste Seite meines Lebens. Nichts spricht stärker in mir den Geist, den Intellekt und das Gefühl zugleich an. Es schenkt mir Momente einer vollendeten Harmonie von Geist, Seele und Körper – Erbauung im wahren Sinne des Wortes. Ich freue mich heute um so mehr daran, als ich die Orgelmusik jahrzehntelang freiwillig und eigentlich für den Rest des Lebens aufgegeben hatte. An der Seite einer berufenen (und Berufs-) Musikerin tat sich zunehmend eine Kluft auf zwischen der Ehrfurcht vor wirklich großer Musik und meinen abnehmenden musikalischen Fähigkeiten und Möglichkeiten, neben Beruf und Familie. Das Orgelspiel verstummte etwa 20 Jahre lang, bis Hortense mir 2002 eine elektronische Kirchenorgel schenkte. Erst aus Anlass meines 60. Geburtstags gab ich erstmals seit Studententagen wieder ein Konzert.

 

    Orgel-Kompositionen

 

Die Blütezeit der Orgelkunst ist verkörpert besonders in der Person und dem Werk von J.S. Bach. Ich spiele hauptsächlich seine Orgelwerke. Um es mit den Worten von Musikwissenschaftlern zu sagen: „Wir bewundern in Johann-Sebastian Bach den Schöpfer genialer Orgelkompositionen, in denen Gipfelleistungen von einzigartiger Bedeutung erreicht werden.“ (K. Greiniger, J. S. Bach). „Mit seinen Orgelkompositionen setzte Bach den herrlichen Glanzpunkt aller Zeiten“ (H.J. Moser)

 

 Charles-Marie Widor (1844-1937) Toccata aus der 5. Orgelsymphonie

 

Die Einspielung dieses Werkes ist meine Referenz an die große französische Orgeltradition, die besonders bei der Improvisation im 19. und 20. Jahrhundert Höhepunkte erreicht. Wenn mir nicht meine Frau die Noten im Zutrauen auf meinen Ehrgeiz zu Weihnachten 2007 geschenkt hätte, hätte ich das Einüben seiner schnellen Stakkatopassagen und des Doppelpedals mir nicht vorgenommen, nichts ahnend, dass ich wenige Monate später dieses Werk an Widors eigener Orgel spielen könnte! Charles-Marie Widor hatte bei dem Belgier Jacques-Nicolas Lemmens (1823-1881) studiert, der wiederum in Breslau in der Tradition von J.S. Bach ausgebildet worden war. Widor konnte somit die Tradition der französischen und der deutschen, der romantischen und der barocken Orgelmusik miteinander verbinden. Er war Professor für Komposition am Pariser Konservatorium und 60 Jahre lang Organist an der Orgel St. Sulpice, die nach seinen Wünschen eingerichtet wurde. Dort war u.a. der elsässische Theologe, Philosoph, Arzt und Bach-Biograf Albert Schweitzer sein Schüler. Widor komponierte erstmals für die spätromantische Orgel groß angelegte Symphonien.  Die „Toccata“ - der letzte Satz aus seiner 5. Orgelsymphonie - ist das populärste Werk des Schöpfers der spätromantischen „Orgelsymphonie“. Sie erzielt durch grandiose Einfachheit, Nutzung der orgeltypischen Klangeffekte und typisch französische Harmonik ein Maximum an Wirkung. Durch seine Schüler hat Widor Einfluss bis in unsere Zeit (z.B. Olivier Messiaen).

 

Die Grand Orgue von St. Sulpice, Paris

 

Die denkmalgeschützte Orgel in St. Sulpice, Paris, wurde 1781 als Meisterwerk des Vollenders der französischen Orgelbaukunst, Francois-Henri Cliquot, erbaut. Mit 64 Registern (4.328 Pfeifen) auf 5 Manualen war sie schon damals die grösste Frankreichs. Sie wurde durch den Lehrmeister des französischen Orgelbaus, den Benediktinerpater Dom Bédos, abgenommen. Dieses Meisterwerk blieb glücklicherweise - im Gegensatz der meisten Barockorgeln in Paris - in der französischen Revolution dadurch vom Abbruch verschont, dass ein „Kalkant“ (d.h. Treter des Blasebalgs) den Zugang zumauerte und kennzeichnete, dass die Demontage schon erfolgt sei; ihr Zustand litt jedoch in der Folgezeit. Als Mendelssohn sie spielte, soll sie nach seinen Worten wie „ein Chor alter Weiber“ geklungen haben. Ab 1855 entwickelte der berühmte Pionier des „romantischen“ Orgelbaus, Aristide Cavaillé-Coll unter Bewahrung von 40 Registern der Barockorgel (v.a. der herrlichen „Zungenregister“, z.B. der Bombarde) in dem originellen Originalgehäuse sein größtes Meisterwerk. Bei ihrer Einweihung 1863 war sie mit 100 Registern (7.000 Pfeifen) eine der drei größten Orgeln der Welt. Berühmt ist noch heute ihr Klang, in dem die barocken und die „romantischen“ Register in einmaliger Weise verschmelzen. Ihr Cockpit-artiger Spieltisch sowie zahlreiche technische Neuerungen machten so viele Register erst möglich. An ihm spielten und amtierten die berühmtesten Organisten und Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, z.B. 1869 Anton Bruckner. Komponisten und Orgelvirtuosen wie César Franck, Camille Saint-Saens, Charles-Marie Widor, Louis Vierne und Marcel Dupré entwickelten an ihr ihre Werke. Diese Orgel wurde das „Muster“ für die symphonischen sog. „Universalorgeln“, wie sie heute in den großen Kirchen und Konzertsäälen in aller Welt verbreitet sind. Die Orgel von St. Sulpice ist in diesem Sinne „die Mutter aller Orgeln“!